Nicht nur beim Surfstick – Telekom will auch DSL und VDSL drosseln

laptop-surfstickIm Bereich der mobilen Datenübertragung haben wir uns längst daran gewöhnt: Ab einem bestimmten Volumen pro Monat oder Tag wird die Geschwindigkeit des Zugangs gedrosselt. Man surft dann nur noch mit eingeschränkter Geschwindigkeit, die meisten im Bereich von GPRS (64kBit/s) liegt. Selbst die neuen LTE Verträge hatten in der Regel einen Begrenzung eingebaut. Je nach Tarif und Preis war nach 5 bis 20 Gigabyte Datenübertragung pro Monat Schluss mit schnellem Surfen. In den meisten Fällen werden diese Begrenzungen mit dem Schutz des Netzes begründet. Man möchte das Mobilfunk-Netz nicht überlasten und versucht daher bestimmte Grenzen einzuziehen. Mittlerweile hat sich diese Drosselung aber zu einem einträglichen Geschäftsmodell entwickelt.  Wer mehr Volumen will muss mehr bezahlen – unabhängig vom Ausbaustand des Netzes.

Bei den heimischen DSL und VDSL Anschlüssen gab es dieses Problem dagegen bislang noch nicht. Kunden konnten so viele Daten empfangen und verschicken wie sie wollten. Damit könnte nun bald Schluss sein, denn die Telekom hat nach Gerüchten offiziell bestätigt, dass man in wenigen Wochen absolute Obergrenzen für die schnelle Datenübertragung einbauen will. Im Telekom Blog wurde folgendes Statement veröffentlicht:

„Ähnlich wie im Mobilfunk soll es in Zukunft auch bei Festnetztarifen für die Datenübertragung ein bestimmtes Volumen geben, das inklusive ist. Ist dieses Volumen aufgebraucht, wird die Übertragungsgeschwindigkeit gebremst. Für die meisten Kunden wäre das integrierte Volumen völlig ausreichend. Braucht ein Kunde mehr Highspeed-Volumen, könnte er – wie im Mobilfunk auch – weitere Kapazitäten hinzubuchen. Natürlich ändert sich für bestehende Verträge nichts und bei Neuabschlüssen werden Kunden selbstverständlich über die Vertragsbedingungen transparent informiert.“

Die Obergrenzen liegen dabei deutlich höher als im Mobilfunkbereich. Während bei Handys, Tablets und Smartphones bereits ab 500MB oder 1GB gedrosselt wird, werden die neuen Grenzen bei der Telekom im Bereich von mehreren Gigabyte liegen. Inoffiziell wurden folgenden Obergrenzen bekannt:

  • Call & Surf mit DSL ab 75 GByte
  • Entertain mit 16 MBit/s ab 75 GByte
  • Call & Surf mit VDSL ab 200 GByte
  • Entertain mit VDSL ab 200 GByte
  • Call & Surf mit Fiber 100 ab 300 GByte
  • Entertain mit Fiber 100 ab 300 GByte
  • Call & Surf mit Fiber 200 ab 400 GByte
  • Entertain mit Fiber 200 ab 400 GByte

Auch wenn viele Kunden wahrscheinlich niemals an diese Drosselungsgrenzen kommen werden, stellt der Vorstoß der Telekom trotzdem einen Dammbruch dar. Entsprechend kritisch wird diese Entwicklung im Netz diskutiert. Insbesondere die Netzneutralität wird immer wieder als Argument angeführt, denn immerhin behandelt die Telekom damit nicht mehr alle Daten gleich. Ob die Empörung in den Blogs etwas nützen wird ist aber eher unsicher. Wenn es um Geld geht (und möglicherweise kann man hier viel Geld verdienen) zählen die Argumente von Nutzer, die möglicherweise noch nicht mal Telekom Kunden sind, eher wenig. Es wird davon abhängen, wie die tatsächlichen Kunden der Telekom darauf reagieren. Immerhin dürfte diese Form der Vertragsverschlechterung ein Sonderkündigungsrecht implizieren und damit besteht die Chance, den Anbieter zu wechseln. Allerdings ist die Auswahl von wirklich guten DSL Anbieter ja leider nicht sehr groß. Wenn viele Kunden diese Gelegenheit nutzen und sich einen neuen Provider suchen, der nicht drosselt, wird die Telekom diesen Vorstoß nicht lange durchhalten können. Wenn die Kunden dagegen diese Änderung ohne Gegenwehr über sich ergehen lassen und einfach akzeptieren, wird es sicher bald die nächsten Provider geben, die mit einem solchen Vorstoß kommen.

 

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2 Kommentare

  1. Unter Flaterate versteht man als Nutzer eigentlich eine Leistung, die keine Einschränkung mit sich bringt und mit dieser Aktion, wird sich die Telekom keine Freunde machen. Hier müssen sich diese nicht wundern, dass immer mehr Verbraucher zur Konkurrenz wechseln, wobei man über kurz oder lang auch hier davon ausgehen muss, dass diese den Weg der Drosselung eingehen werden.

    1. …hat die Telekom überhaupt noch Freunde? Seit der Privatisierung und dem anschließenden Börsengang wird man von der ehemaligen Bundespost doch nur noch abgezogen – damit die Aktionäre auch ja zufrieden sind. Wen kümmern denn schon die paar Kunden, die man mit solchen Aktionen verärgert und die dann tatsächloch den Provider wechseln. Nach ein paar Wochen ist der Rauch verzogen, die Trägheit der Massen hat gewirkt und alle, die noch bei der Telekom sind, bezahlen brav, was auf der Rechnung steht…

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